Platon’s Politeia: Die gerechte Stadt

In Platons Politeia diskutieren Glaukon und Sokrates über den Begriff „Gerechtigkeit“.
Zunächst erörtern sie ihren Gerechtigkeitsbegriff am Beispiel einer neu gegründeten Stadt. Sie beginnen damit, dass eine gerechte Stadt weise sein muss. Weise ist eine Stadt in ihren Augen, wenn sie „wohlberaten“ ist – das heißt, wenn die Herrscher dieser Stadt „die Erkenntnis besitzen, auf welche Weise sie mit sich selbst und mit anderen Städten am besten umgehen sollen“.
Desweiteren sollte ihre ideale Stadt auch tapfer sein. Tapfer ist die Stadt, wenn sie sich sowohl gegen innere als auch gegen äußere Gefahren zu verteidigen weiß. Damit das effektiv möglich ist, müssen diejenigen, die zur Friedenswahrung Gewalt anwenden, körperlich und geistig auch dazu geeignet sein.
Ihre Stadt sollte außerdem besonnen sein. Besonnen ist eine Stadt, deren Bürger dazu in der Lage sind, ihre Begierden unter Kontrolle zu halten (also sich „besonnen“ zu verhalten). In der Seele eines Menschen gibt es nach Ansicht der beiden einen guten und einen schlechten Teil. Wenn nun dieser gute Teil über den schlechten herrscht, nennt man den Menschen „Herr seiner selbst“ und „besonnen“ bzw. „lüstern und zügellos“, falls es umgekehrt ist und der schlechte Teil über den guten herrscht.

Zügellosigkeit gibt es in der Stadt vor allem bei den einfachen Menschen, während die kleine Bildungselite rational und vernünftig ist. Ergo gibt es auch in einer Stadt einen guten und einen schlechten Teil und deshalb stellt sich auch in einer Stadt die Frage, welcher den anderen beherrscht. Demzufolge kann auch eine Stadt besonnen sein; nämlich dann, wenn sich beide Teile einig sind, dass der vernünftige Teil über den unvernünftigen herrschen soll.

Zu guter Letzt sind sie auf der Suche nach Gerechtigkeit, denn dies ist die vierte wichtige Tugend, die ihre Stadt haben sollte. Vorher hatten sie offenbar bereits festgelegt, dass es gerecht ist, wenn jeder das tut, was er am besten kann. Übertragen auf die Stadt bedeutet das, dass in einer gerechten Stadt jeder sich auf das konzentriert, was er am besten kann – die Weisen sollen herrschen, die Tapferen Krieger sein, etc.. Die vorher formulierten Wünsche in Bezug auf die ideale Stadt sind also inhärent im Begriff einer gerechten Stadt.
Ferner schadet es dem Wohle der Stadt wenig, wenn beispielsweise ein Zimmermann und ein Schuster sich darauf einigen, ihre Berufe zu tauschen. Wenn dieser Zimmermann nun jedoch auf einmal Krieger werden möchte, oder auch ein dafür ungeeigneter Krieger sich entscheidet, Anführer zu sein, schadet dies der Stadt. Solch ein Tausch in eine andere der drei Klassen – der „erwerbenden, beschützenden und beratendenden“ – ist als Frevel und damit als Ungerechtigkeit gegenüber der Stadt anzusehen. Im Umkehrschluss ergibt sich, dass eine Stadt dann gerecht ist, wenn die Beschäftigung eines jeden innerhalb seiner eigenen Klasse bleibt.

Diese Definition von Gerechtigkeit in einer Stadt lässt sich auch auf einen Menschen anwenden, sofern die drei Eigenschaften der Stadt seiner Seele innewohnen.
Zunächst einmal arbeiten die beiden zwei Teile der Seele heraus: „Das Vernünftige“ und „das Begehrende“.
Dass in einer Seele ein denkendes, vernünftiges Element vorhanden ist, steht außer Frage und muss nicht weiter untersucht werden. Am Beispiel des Durstes belegen Glaukon und Sokrates, dass es auch etwas Begehrendes gibt, denn wenn jemand Durst hat, will die Seele nichts anderes als Trinken. Dieses Verlangen ist vom Vorgang des Denkens verschieden und damit eine eigene Eigenschaft der Seele.
Als dritten Bestandteil der Seele machen die beiden „das Eifrige“ aus. Zunächst stellt sich die Frage, ob der Mut, und das, womit man sich ereifert, eine eigene Eigenschaft ist oder ob es dem Begehrlichen zuzuordnen ist. Dass letzteres nicht der Fall ist, wird verdeutlicht am Beispiel von Leontios, der einerseits das Verlangen hatte, Leichen zu sehen, dem andererseits von dem Anblick aber schlecht wurde. Rein rational wäre es also unklug gewesen, die Leichen anzuschauen, deshalb gab es etwas, das dem Begehrlichen als eine andere Eigenschaft gegenüberstand (nämlich der Eifer).
Genau wie in einer Stadt die Beschützer die Entscheidungen der Herrschenden gegenüber dem Rest durchsetzen, hilft auch in der Seele des Menschen der Eifer dem Verstand, die Entscheidungen gegenüber dem Begehrenden durchzusetzen.

Quellen

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